Der befreite Prometheus

Im Prometheus-Mythos ist (wie der Name Prometheus «Vordenker» indiziert), das Fortschrittsdenken und ist die Ablöse des mythischen Zeitalters das zentrale Thema. Prometheus, ein Titan, ist aus älteren Versionen des Mythos als ‘Zulieferer’ bei der Erschaffung des Menschen bekannt. Erst Ovid fixiert ihn in seinen Metamorphosen auf die Gestalt des Schöpfers der Menschen, womit er die Kritik der christlichen Autoren hervorruft, die in ihm das pagane Gegenstück zum «wahren Prometheus» der Genesis erkennen.

Anhand einer repräsentativen Textauswahl (Epos, Satire, Mythographie, christliche Apologetik) werden literarische Bearbeitungen des Mythos aus der Antike vorgelegt und durch Bildmaterial ergänzt. Mit Blick auf Mary Shelleys Frankensteinor the Modern Prometheus wird schliesslich die Frage gestellt, aufgrund welcher Defizite das Menschengeschlecht, das Prometheus schuf, scheitern musste. Der Vortragstitel «Der befreite Prometheus» verweist auf die satirische Überformung des Prometheus-Mythos, in der Prometheus von seiner ‘Schuld’ befreit wurde.

 

Henriette Harich-Schwarzbauer is Professor and Head of the Department of Latin Philology at the University of Basel and has studied and researched Classical Philology and Romance at the Universities of Graz, the University of the Sorbonne, and the Eberhard Karls University of Tübingen, where she was also the Erwin Schrödinger Habilitation Fellow of the Austrian Fund for Scientific Research. Her most recent publications include Weben und Gewebe in der Antike: Materialität, Repräsentation, Episteme, Metapoetik (Oxbow 2016, ed.), Carmen perpetuum. Ovids Metamorphosen in der Weltliteratur (Schwabe Verlag, 2013, ed. with Alexander Honold), and Der Fall Roms und seine Wiederauferstehungen in Antike und Mittelalter (De Gruyter 2013, ed. with Karla Pollmann)